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Hybrid-Edition


Um den Besonderheiten von Hannah Arendts umfangreichem und  vielgestaltigem Werk gerecht zu werden, ist die Kritische Gesamtausgabe als Hybrid-Edition (Print und Digital) konzipiert. Dieser Editionstyp optimiert die Potentiale des jeweiligen Mediums in systematischer Verschränkung.

Die Hybrid-Edition schafft erstmals eine Forschungsumgebung für Hannah Arendts Werk, mit der die Gesamtheit ihrer Texte auf komplexe Weise erschlossen, analysiert, nachgenutzt und in unterschiedlichen Ausgabeformaten aufbereitet werden kann. Damit geht die digitale Seite nicht nur weit über eine einfache Präsentation der Texte in Form von PDF-Dokumenten oder als E-Book hinaus, sie zeigt vielmehr, dass die Edition grundlegend von ihrer digitalen Verfasstheit her gedacht ist.

Alle philologisch relevanten Informationen werden in den digitalen Dokumenten kodiert: zum Beispiel Streichungen, Tilgungen, Überschreibungen, Einfügungen etc. Diese für die kritische Lektüre essentiellen Informationen sind für die Nutzer*innen im Webportal unmittelbar als diplomatische Auszeichnungen sichtbar und müssen nicht, wie bei traditionellen historisch-kritischen Bucheditionen üblich, allein aus einem textkritischen Apparat umständlich entschlüsselt werden.

Gleichzeitig bieten die aus dem editionsphilologischen Prozess konstituierten und kritisch kommentieren Texte der Buchfassung die Grundlage zum wissenschaftlich gesicherten Lesen. Kritische Lektüren wie wissenschaftliche Studien, die nun erstmals Zugriff auf den Gesamttext erhalten, werden auch in Zukunft vom Medium Buch ausgehen. Denn gedruckte Ausgaben sind selbst im digitalen Zeitalter nicht nur das beständigste und nachhaltigste Medium der Textübermittlung, sondern darüber hinaus fungieren individuelle Handexemplare als Ort für Annotationen, Verzettelungen und Kommentare als unverzichtbares materiales Forschungsinstrument. Daher veröffentlicht die Edition jene Texte, die – sozusagen mit dem Bleistift in der Hand – gelesen werden wollen, d.h. alle von Arendt autorisierten Arbeiten sowie publizierte und nachgelassene Textfassungen in Buchform, mit detaillierten Sach- und Personenregistern, mit philologischen, historischen und biographischen Kommentartexten und ausführlichen Nachworten.

Das parallel entwickelte Webportal schließt dort an: Es bietet alle genannten Texte aus der Druckfassung, die umfassend mit Metadaten angereichert sind, sowie darüber hinaus Faksimiles, diplomatische Transkriptionen und XML/TEI Dokumente der Textfassungen sowie Textvarianten. Als Fassungen gelten Texte mit signifikanten Be- und Umarbeitungen, als Varianten hingegen nur minimal gekürzte und geringfügig veränderte Texte.

Alle Texte werden nach Kriterien erschlossen, die den aktuellen Standards zur Qualitätssicherung und zum Umgang mit Editionen im digitalen Zeitalter entsprechen, wie sie im deutschsprachigen Raum u.a. von der Arbeitsgemeinschaft für germanistische Editionen, vom Institut für Dokumentologie und Editorik und schließlich von der DFG im Rahmen der Kriterienformulierung für die Begutachtung wissenschaftlicher Editionen formuliert wurden. Im Zentrum der Empfehlungen stehen die langfristige Verfügbarkeit der Quelldateien in offenen Repositorien, die Nutzung etablierter Erschließungssprachen wie TEI/XML, persistente Referenzierung und die Ausstattung mit offenen Schnittstellenformaten (OAI). Weiterhin herausgestellt wird die Dokumentation von Inhalt(sauswahl), Editionsrichtlinien und technischer Umsetzung sowie der Erschließungsinformationen zur Beschreibung und Vernetzung der Inhalte und digitalen Objekte in einer intuitiv erfassbaren Präsentationsform, die auch jeweils individuelle, nutzergesteuerte Zugriffe und Ausgabeformate ermöglicht.